Robert Schulzes Leben wird nicht ohne Musik gelebt, dafür ohne Fleisch. Er hat einen Plattenladen in Berlin und eine Vorliebe für Dr. Peppers!
Robert isst seit über 20 Jahren mal vegan bis vegetarisch und wer dazu schon in den Neunzigern neigte sollte doch zum Thema Vorurteile einiges zu sagen haben!
Lieber Robert! Es ist ja heutzutage in Berlin nicht mehr revolutionär wenn man sagt, dass man vegan oder vegetarisch lebt. Begegnen Dir trotzdem noch Vorurteile?
Robert: Klar, Vorurteile oder Bemerkungen gibt es immer. Ich höre da aber inzwischen nicht mehr hin bzw. ignoriere das. Es war schon immer so, dass das Verhalten der breiten Massen, seien es Ess-, Trink- oder sonstige Gewohnheiten, als normal angesehen wird, nur weil es eben schon immer so war bzw. es fast alle tun. Ich bin nur müde geworden, mich immer wieder zu erklären. Warum auch? Warum erklären mir Leute nicht einmal warum sie Fleisch essen, mal abgesehen davon, dass es Ihnen schmeckt. Das Problem ist wohl, dass viele Leute ihre Gewohnheiten nicht hinterfragen und nicht darüber nach denken was sie tagtäglich ihrem Körper antun bzw. was sie essen. Ich denke es ist wichtig sich wohl zu fühlen und sich bewusst zu ernähren. Vom Predigen halte ich nicht viel, da es oft auch nur zum Gegenteil führt.
Die gängigen Anmerkungen bestehen ja mitunter aus Mangelernährung, zu einseitig, Vitaminmangel, fehlendes Vitamin B12 in pflanzlicher Nahrung. Hattest Du jemals Probleme und hast Du daraufhin etwas an Deiner Ernährung geändert?
Robert: Ich bin seit circa 20 Jahren Vegetarier, wobei ich einige Jahre davon vegan gelebt hab. In dieser Zeit hab ich mich immer sehr bewusst ernährt und auch darauf geachtet was ich esse. Das Vegan-sein hab ich eher aufgegeben, weil ich Lust auf Käse, Schokolade usw. verspürt habe. Womit wir wieder zu dem Punkt kommen, dass Wohlfühlen ein wichtiger Punkt ist. Ich denke, wenn Sachen unter Zwang passieren, halten sie meist nicht lange an und man wehrt sich dagegen. Meine Vitamine hole mir durch Obst, Gemüse und andere Sachen. Zusatzvitamine nehme ich eigentlich nicht. Ich hatte bis dato aber auch keine Probleme. Ich kenne aber viele Veganer, die zusätzliche Vitamine wie B12 zu sich nehmen. Was ich auch völlig ok finde.
Gehst Du zum Arzt und lässt Blutwerte checken oder Ähnliches?
Robert: Ich check mich nicht regelmäßig durch. Aber die letzten Blutwerte waren immer in Ordnung.
Wie versorgst Du Dich mit Eiweiß (Proteinquelle)?
Robert: Das erfolgt meist durch Sojaprodukte.
Isst Du Dinge, die wie Fleisch oder Wurst aussehen oder danach schmecken sollen?
Robert: Ja, das tue ich. Ich finde das mich ja nicht der Geschmack von Fleisch davon abhält es zu essen, sondern eher das was es ist. Rohes Fleisch schmeckt ja meist auch eher nach nichts und erst die Gewürze machen es zu dem was es ist. Ich denke es gibt super Fleischersatzprodukte inzwischen und jedeR kann damit auch leicht auf Fleisch verzichten bzw. seinen Konsum reduzieren.
Kannst Du Dir Situationen vorstellen in denen Du Deine Essgewohnheiten aufgibst, gibt es einen „cheating day“?
Robert: Ich glaub nicht bzw. hab ich noch nicht darüber nach gedacht. Wir sind hier bzw. in den Ländern wo wir auf Tour waren sehr verwöhnt. In Japan war es am schwersten, da fast alles mit Fisch ist. Aber auch das ging irgendwie. Ich denke auch nicht, dass sich mein Essverhalten in den nächsten Jahren noch stark ändert. Es ist einfach ein Teil von mir geworden und ich vermisse nichts!
Wie missionarisch bist Du, versuchst Du andere vom fleischlosen Dasein zu überzeugen?
Robert: Die Zeiten des „Finger pointings“ sind vorbei! Meist ist es ja eher andersrum das man sich vor Fleischessern rechtfertigen muss, warum man denn kein Fleisch usw. ißt.
Ist es Dir wichtig, dass Dein Umfeld auch vegan oder vegetarisch lebt?
Robert: Mein Umfeld ist glaub schon zu 80% vegetarisch/vegan – aber das ist nicht so, dass ich mir das bewusst ausgesucht habe. Ich denke das ergibt sich eher mit dem sozialen Umfeld in dem man sich bewegt.
Bist Du einer dieser Pudding-Vegetarier (gern viel Süßes)?
Robert: Ich mag Süßes, aber der Konsum von Süssigkeiten ist stark zurück gegangen, denke ich;)!
Ist Dir wichtig, ob veganes Essen gesund ist oder Hauptsache vegan (vegetarisch)?
Robert: In den letzten 10 Jahren ist der gesunde Aspekt wichtiger geworden, da es auch immer mehr Auswahl an Produkten gibt. Früher war es wichtiger, dass man überhaupt was Veganes/Vegetarisches findet.
Liest Du die Inhaltsangaben auf Verpackungen komplett durch? Daraufhin schon mal was lieber nicht gekauft?
Robert: Ich lese mir schon oft durch was drin ist, was vor allem auch die chemischen Zusatzstoffe betrifft. Vegetarier sein schließt ja z.B. auch Pflegeprodukte, Kosmetik, Kleidung mit ein.
Magst Du noch was loswerden?
Robert: Ich danke für das Interview und hoffe, dass mehr Leute sich bewusst ernähren und ab und an mal darüber nach denken was sie essen. Auch beim Einkauf. Wenn man schon Fleisch ist, z.B. auch darüber nachdenkt „Wie viel esse ich, was brauche ich wirklich?“, ich finde z.B. was alles weg geworfen wird an Lebensmitteln ist viel schlimmer, als Fleisch zu essen.
Seit 1970 isst jeder Erdenbürger heute fast doppelt so viel Fleisch und weiterhin entsteht ein Großteil Methan in der Massentierhaltung von Rindern und Schafen. Das macht die Massentierhaltung zu einem großen Bestandteil des Klimawandels.
Auch von meiner Seite herzlichen Dank an Robert und statt „bis aufs Messer“ am Tisch zu diskutieren schaut Ihr am Besten mal in Roberts Laden vorbei, der heißt nämlich auch so.
Bis auf’s Messer, Marchlewskistraße 107 in Berlin-Friedrichshain